Netzausbau ist komplex: Digitale Lösungen für und mit Menschen entwickeln

Gastautor Portrait

Serpil Senger

Teamleiterin für IT-Systeme und Prozesse im Netzanschluss, Netze BW GmbH

Serpil Senger ist Teamleiterin für IT-Systeme und Prozesse im Netzanschluss bei der Netze BW GmbH und ein aktives Mitglied im Strategieteam für Digitalisierung des Unternehmens. Sie verfügt außerdem über Expertise in der digitalen Transformation sowie im Bereich Smart Metering. Ihre Leidenschaft ist es, die Energiewende aktiv voranzutreiben, indem sie sich mit großer Begeisterung für innovative Konzepte wie interne Podcasts und Community Modelle einsetzt.

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23. Mai 2024
Grafik: DALL·E

Wie von Martin Konermann beschrieben, stehen in der dynamischen Landschaft des Netzausbaus eine Vielzahl unterschiedlicher Akteur*innen vor immensen Herausforderungen. In diesem Artikel werden ihre unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und ausgewählte digitale Lösungen erläutert. Darüber hinaus wird die Bedeutung von Wissenstransfer und Qualifizierung aller Beteiligten beschrieben.
Das Ziel der digitalen Transformation besteht nicht nur darin, Prozesse effizient und digital zu gestalten und das Kundenerlebnis zu verbessern, sondern auch die Fähigkeiten der Menschen für die Energiewelt von Morgen kontinuierlich zu stärken.

Digitales Energiesystem verbindet Vielzahl verschiedener Akteur*innen

Für Privatkund*innen, die eine Photovoltaik-Anlage, Wärmepumpe oder eine Wallbox anschließen möchten, stellen gesetzliche Regelungen und die Beantragung von Fördermitteln eine große Herausforderung dar.

Serpil Senger

Die Netzbetreiber spielen beim massiven Umbau der Verteilnetze zusammen mit Kommunen, Installateur*innen, Privatkund*innen und Lieferant*innen  eine besondere Rolle. Hier ein kurzer Einblick in die jeweiligen Perspektiven dieser Akteur*innen:

Für Kommunen ist die Akzeptanz ihrer Bürger*innen für Energiewendeprojekte und Netzausbaumahmen von entscheidender Bedeutung. Sie müssen nicht nur informieren, sondern auch die Sinnhaftigkeit der Projekte aufzeigen und die Bürger*innen aktiv einbinden. Auf dem Weg zur Klimaneutralität stehen Kommunen vor vielen Herausforderungen, darunter fallen u. a. das Beschaffen finanzieller Mittel für Klimaschutzmaßnahmen wie auch der ökologische und nachhaltige Umbau kommunaler Infrastrukturen.

Für Privatkund*innen, die eine Photovoltaik-Anlage, Wärmepumpe oder eine Wallbox anschließen möchten, stellen gesetzliche Regelungen und die Beantragung von Fördermitteln eine große Herausforderung dar. Sie werden mit einer Vielzahl von Aufgaben und einer Flut an Informationen konfrontiert.

Installateur*innen sind wichtige Partner*innen, wenn es darum geht, sowohl Privat- als auch Gewerbekund*innen ans Netz anzuschließen. Mit gefüllten Auftragsbüchern stehen sie unter großem Druck. Auch die hohe Komplexität aufgrund unterschiedlicher Arbeitsweisen der Netzbetreiber sowie verschiedener Regelungen der Bundesländer tragen zur Arbeitslast bei. Eine schnelle, einfache und digitale Bearbeitung ist daher für eine gute Zusammenarbeit erforderlich.

Die Lieferant*innen (z.B. Baudienstleister) sind zentrale Partner*innen der Netze BW. Ihre Aufgaben beziehen sich auf die konkrete Umsetzung der Netzausbaumaßnahmen und der damit verbundenen Realisierung der aktuellen Transformation der Verteilnetze. Sie liefern nicht nur die erforderlichen Materialien wie beispielsweise Kabel, sondern bringen trotz des aktuellen Fachkräftemangels auch die tatkräftigen Hände mit.

Um die Energiewende zu einer Erfolgsgeschichte zu machen und langfristig gute Entscheidungen zu treffen braucht es die übergreifende Zusammenarbeit aller Beteiligten. Die Digitalisierung schafft dafür die Grundlage: mit einer gemeinsamen Datenbasis und digitalen Plattformen.

Übergreifende Plattformen verbinden verschiedene Beteiligte

Grafik: Netze BW GmbH

Wie bereits genannt, ist die Digitalisierung ein wahrer Gamechanger. Sie ist ein wesentlicher Baustein, um Prozesse zu vereinfachen und weitestgehend zu automatisieren. Auf Basis innovativer Digitalisierungsprojekte sind Plattformen wie das „Kundenportal“, die „KommunalPlattform“ und das interne „Netzbauportal“ entstanden.

Im öffentlichen Kundenportal haben Installateur*innen und Kund*innen die Möglichkeit, Anträge für die Installation von PV-Anlagen, Wallboxen oder Hausanschlüsse gemeinsam online auszufüllen. Dies führt zu erheblich verkürzten Bearbeitungszeiten, da lästige Aufgaben wie die Recherche fehlender Informationen komplett entfallen. Viele Standardfälle werden bereits automatisiert abgewickelt. Mitarbeitende erhalten eine digitale Prozessunterstützung und bearbeiten im Idealfall nur noch komplizierte Spezialfälle.

Die KommunalPlattform bietet Kommunen eine bessere Transparenz im Netzgeschäft und fördert so eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Netze BW. Mit Hilfe des Plattformmoduls Dreijahresplanung sowie der Bauabstimmung werden künftige Sanierungsprojekte visualisiert. Dabei können unter anderem Synergiepotenziale zu geplanten Baumaßnahmen aufgezeigt werden. Durch diese digitale Koordination von Bautätigkeiten zwischen Kommunen und der Netze BW werden Effizienzen in der Zusammenarbeit gehoben und die Beeinträchtigung durch kurz aufeinander durchgeführte Baumaßnahmen reduziert.

Grundlage für die Koordination von Baumaßnahmen mit der Netze BW ist die Bereitstellung eines digitalen Abbilds der Baustelle. Hier setzt das Netzbauportal an: Netzbaumaßnahmen werden dabei über sämtliche Phasen, von der Netzplanung bis zur Dokumentation und Abrechnung, digital abgebildet.

Das Netzbauportal bietet verschiedene digitalen Werkzeuge, dazu gehören unter anderem ein Planungstool, das zukünftige Bauaktivitäten mit entsprechenden Betriebsmitteln (geo-)grafisch darstellt, ein Portal als Schaltzentrale für die optimale Vorbereitung der Baustellen und eine App, die die Dokumentation von Einweisungen, Kontrollen und Abnahmen sowie die Erfassung wichtiger Kennzahlen vor Ort für die Mitarbeitenden erleichtert.

Erfolgsfaktor Mensch: Wissenstransfer und Qualifizierung

Die digitalen Plattformen der Netze BW GmbH haben großes Potenzial für mehr Geschwindigkeit, mehr Qualität und ein besseres Kundenerlebnis – jedoch nur, wenn sie von allen Beteiligten intensiv und sinnvoll genutzt werden. Die Grundlage dafür ist kontinuierlicher Wissenstransfer sowie personalisierte Qualifizierung.

(Generative) Künstliche Intelligenz wird ergänzende Verbesserungspotentiale bei den bereits genannten Lösungen bringen. Sie wird weitere Routinetätigkeiten übernehmen und die Datenqualität verbessern – was dann Raum für neue Tätigkeiten schafft. Dort wo die digitalen Systeme an ihre Grenzen stoßen, sind Mitarbeitende und Partner*innen mit speziellem Wissen gefragt. Ihre Aufgaben werden sich stetig weiterentwickeln und auf die aktuellen Bedarfe angepasst. Aufgrund der vollständigen Neuartigkeit der entsprechenden Tätigkeiten wird die Bedeutung von Qualifizierungsmaßnahmen weiter erhöht.

Die nachfolgende Grafik zeigt, wie die Netze BW GmbH Wissenstransfer und Qualifizierung heute schon umsetzt. Ein konkretes und niederschwelliges Angebot ist die Vielzahl einfacher Erklärvideos auf der Netze BW Internetseite. Sie veranschaulichen komplexe Themen für Partner*innen und Kund*innen. In Zukunft wird die Fähigkeit zur Anpassung an neue Entwicklungen zu den wichtigsten persönlichen Erfolgsfaktoren der Mitarbeitenden gehören. Daher ist die kontinuierliche Weiterentwicklung der in der Grafik gezeigten Felder von entscheidender Bedeutung.

Grafik: Netze BW GmbH

Zukunftsvision: Eine Partnerschaft zwischen Mensch und Maschine

Die Netze BW übernimmt ihre unternehmerische Verantwortung. Sie bereitet die Beteiligten mit personalisierter Qualifizierung und gezieltem Wissenstransfer auf den in dieser Intensität noch nie dagewesenen digitalem Wandel vor. Es wird deutlich: Gemeinsam mit allen Beteiligten hat die Netze BW eine einzigartige Chance, die Energiewende zu einer Erfolgsgeschichte zu machen!

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