Energie-Reporter Daniel Bergmann in Frankreich

Daniel Bergmann

Energie-Reporter

Daniel Bergmann berichtet für uns aus Frankreich zu den Themen Energiewende, Nachhaltigkeit und Klimaschutz.

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22. Januar 2024

Wie steht es um die erneuerbaren Energien in Frankreich?

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In seinem vierten und letzten Energie-Reporter Video vergleicht Daniel Bergmann die Energiesysteme von Deutschland und Frankreich. Er beleuchtet die massiven Unterschiede in den Ausbauzielen bis 2030 und spricht die Sicht auf Atomenergie an. Welche Nachteile das zentralistische Energiesystem Frankreichs hat und wie der Süden Frankreichs energiepositiv werden will, erfahrt ihr in diesem Video!

Was macht Montpellier zur Fahrradstadt?

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Eine hohe Schadstoff- und Lärmbelastung durch den Verkehr machen den Bürgern Montpelliers zu schaffen. Um dieses Problem zu lösen, fördert die Stadt Montpellier den Fahrradverkehr. Es werden nicht nur Radwege gebaut, sondern auch der Kauf und Verleih von Rädern extrem finanziell untersützt. Was die Fahrradrouten in Montpellier auszeichnet, erzählt Energie-Reporter Daniel Bergmann in diesem Video!

Vergleich der Energiesysteme in Frankreich und Deutschland

Abbildung 1: Strommix Frankreich vs. Deutschland im Jahr 2022 (Quelle: Spektrum der Wissenschaft, 2023)

Trotz der geographischen Nähe und der politischen Verbundenheit weisen die Energiesysteme in Frankreich und Deutschland große Unterschiede auf. Betrachtet man die Energiewende im Stromsystem, wird deutlich, dass beide Länder einen Weg der gehen, der unterschiedlicher nicht sein könnte. Die einzige wirkliche Gemeinsamkeit beider Länder besteht im gemeinsamen Ziel, das Pariser Klimaabkommens zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 °C einzuhalten. So verfolgt Frankreich das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden, während Deutschland dies bereits bis 2045 erreichen möchte. Diese Klimaziele lassen sich nur durch eine engagierte Energiewende in den in den Sektoren Strom, Verkehr und Wärme umsetzen.

Atomkraft in Frankreich vs. Deutschland

Der große Unterschied zwischen den beiden europäischen Ländern liegt im hohen Anteil der Atomkraft am Strommix in Frankreich. Während Deutschland nach jahrzehntelangen Diskussionen im Jahr 2023 endgültig die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet hat, setzt Frankreich weiterhin im großen Maßstab auf Atomkraft als Energiequelle (Spektrum, 2023). So wurden im französischen Strommix das Jahres 2022 63,3 % des Stroms durch Atomkraft erzeugt (vgl. Grafik 1).

Abbildung 2: Atomkraftwerk Golfech nähe Toulouse (Quelle: Eigene Darstellung)

Abbildung 3: Treibhausgasemissionen in der EU (Quelle: Umweltbundesamt, 2023)

Von den 56 Atomkraftmeilern in Frankreich sind jedoch einige deutlich in die Jahre gekommen, weshalb die französische Regierung unteranderem zur Erneuerung und zum Bau neuer Atomkraftwerke aufgerufen hat, um die Klimaziele einzuhalten. Im Vergleich dazu setzt Deutschland massiv auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Diese sind momentan jedoch noch auf fossile Energien wie Kohle angewiesen, um ihre Volatilität auszugleichen. In der Zukunft sollen diese Aufgabe jedoch Speichertechnologien und wasserstofffähige Gaskraftwerke übernehmen.

CO2-Intensität im Strommix

Interessant ist, dass der deutsche Strommix im Jahr 2023 aufgrund der hohen Anteile fossiler Energieträger weiterhin eine deutlich höhere CO2-Intensität (ca. 380g C02/kWh) aufweist als französische Strommix (ca. 56g C02/kWh), der durch Atomkraft und Wasserkraft geprägt ist (Statista, 2024). Dies spiegelt sich auch in der Treibhausgasemissionsbilanz der beiden Länder wider. So wurden im Jahr 2021 in Frankreich pro Kopf etwa 6,1 Tonnen C02-Äquivalente ausgestoßen, während es in Deutschland pro Kopf ca. 9,1 Tonnen C02- Äquivalente waren (vgl. Grafik 2).

Trotz des voranschreitenden Ausbaus der erneuerbaren Energien ist Deutschland folglich weiterhin weit von den gesteckten Klimazielen entfernt und weist im Vergleich zu Frankreich sogar eine schlechtere Treibhausgasbilanz auf (Umweltbundesamt, 2023).

Zukünftige Entwicklungen

Betrachtet man die Energiewende in Frankreich im Gegensatz zu Deutschland, lässt sich festhalten, dass sich nicht pauschal sagen lässt, welcher Weg der richtige ist, um Klimaneutralität zu erreichen. Beide Ländern sind historisch mit unterschiedlichen Voraussetzungen gestartet und stehen folglich vor verschiedenen Herausforderungen. Frankreich muss vor allem die Instandhaltung der Atomkraftwerke, die Atommüllproblematik und die Integration erneuerbarer Energien in den Strommix bewältigen. Deutschland hingegen steht vor der großen Herausforderung, die zunehmenden Volatilität im Energiesystem auszugleichen und den Verkehrs- sowie den Wärmesektor zu dekarbonisieren. Beide Ländern sind sich jedoch der Dringlichkeit des Klimawandels bewusst und gehen in Europa aktiv voran. Ein größeres Verständnis für den europäischen Nachbar und eine verstärkte Zusammenarbeit über europäische Grenzen hinweg ist demnach weiterhin von zentraler Bedeutung für das Gelingen der Energiewende.

Quellen:17.05.2024

https://www.deutschlandfunk.de/frankreich-deutschland-energieversorgung-100.html

https://blog.energybrainpool.com/energiesysteme-vergleich-frankreich-deutschland/

https://www.spektrum.de/news/energiesystem-deutschland-oder-frankreich-wer-ist-gruener/2131461

https://www.diw.de/de/diw_01.c.890549.de/publikationen/wochenberichte/2024_04_2/energiewende_in_deutschland_und_frankreich_mit_unterschieden_und_gemeinsamkeiten__interview.html

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1421117/umfrage/emissionen-strom-deutschland-und-frankreich/

https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-der-europaeischen-union#pro-kopf-emissionen

"The White Tree" in Montpellier

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In seinem zweiten Video spricht Energie-Reporter Daniel Bergmann über mediterrane Architektur in Montpellier. Das Gebäude "The White Tree" wurde 2013 im rahmen eines Wettbewerbs entworfen und erbaut. Wie die besondere Bauweise die mediterrane Lebensweise und das Lebensgefühl von Montpellier widerspiegelt, erklärt Daniel in diesem Video!

Mülltrennung in Frankreich

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In seinem ersten Video spricht Energie-Reporter Daniel Bergmann über die Abfallwirtschaft in Montpellier. Er erzählt von den Mengen des Siedlungsabfalls im europäischen Vergleich und erklärt, wie in Frankreich Müll getrennt wird. Was die französischen Kommunen tun, um ihre Abfälle langfristig nachhaltiger nutzen zu können und welche Instrumente zur Vereinfachung des Systems es gibt, erfahrt ihr in diesem Video!

Kostenloser Nahverkehr in der Metropolregion Montpellier

Abbildung 1: Verkehrsverbund Montpellier (Transports de Montpellier Méditerranée Métropole)

Eine der ersten Herausforderungen, die einen nach der Ankunft in einer neuen Stadt erwartet, besteht darin, sich mit dem öffentlichen Nahverkehr vertraut zu machen. Während ich also im Bus von meiner Heimatstadt in Deutschland nach Montpellier, Frankreich, unterwegs war – wo ich die nächsten 5 Monate im Rahmen meines Auslandssemesters verbringen würde – begann ich nach Informationen für ein Semesterticket für den öffentlichen Nahverkehr zu suchen. Auf den ersten Blick konnte ich auf der Webseite meiner Universität (Université de Montpellier) keine entsprechenden Informationen finden, was mich zunächst verwunderte. Daher versuchte ich es auf der Webseite der Stadt Montpellier, und dort wurde ich fündig: Der gesamte Verkehr in der Metropolregion Montpellier ist für Einwohner, zu denen ich für die nächsten 5 Monate ebenfalls gehöre, komplett kostenlos!

„Gleichheit hat keinen Preis, Bus- und Straßenbahnverkehr kostenlos!“

Montpellier ist damit in Frankreich die nach der Einwohnerzahl (ca. 500.000) größte Metropolregion, die den öffentlichen Nahverkehr kostenlos gemacht hat. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einerseits gibt die Stadt an, damit die ökologische Transformation des Verkehrssektors voranzutreiben. Die günstige Alternative der kostenlosen Nutzung der Bus- und Straßenbahninfrastruktur soll das Auto aus der Stadt verdrängen und dadurch die Luftqualität verbessern, die CO2-Emissionen der Stadt senken und die Lärmbelastung in der Stadt verringern. Weiterhin wird es auch als soziale Maßnahme gesehen, um die Kaufkraft der Einwohner der Metropolregion zu stärken und Menschen soziale Teilhabe zu ermöglichen. Auch die lokalen Geschäfte im Innenstadtbereich sollen dadurch gefördert werden, die zunehmend in Konkurrenz mit großen, mit dem Auto erreichbaren Einkaufszentren stehen.

Abbildung 2: Straßenbahn in Montpellier

Touristen bezahlen normale Ticketpreise

Für Touristen ist der Transport allerdings nicht kostenlos; Voraussetzung ist der Nachweis eines dazugehörigen Wohnsitzes in der Metropolregion. Finanziert wird die Maßnahme durch eine 2021 eingeführte Mobilitätssteuer, die von den vor Ort ansässigen Unternehmen entrichtet wird. Insgesamt können so die zusätzlichen 42 Millionen Euro, die im Jahr 2024 höchstwahrscheinlich anfallen, refinanziert werden.

Im Vergleich zu Deutschland, wo mit dem 49 Euro zwar erste Schritte in die Förderung des ÖPNV gemacht wurden, jedoch die meisten Kommunen eher steigende Ticketpreise aufweisen, ist das auf jeden Fall sehr interessant. In dieser Hinsicht können wir uns also in Deutschland noch etwas von Frankreich abschauen.

 

Chapeau Montpellier!

 

Quelle:

https://www.montpellier3m.fr/connaitre-grands-projets/gratuite-des-transports-en-commun

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